28. Februar 2021

ADAM AUF DEM MARS

Vor rund zwei Wochen ist der Rover „Perseverance“ auf dem Mars gelandet und hat erste Bilder auf die Erde geschickt.

Seit da begleitet mich diese Marslandschaft, die aussieht wie ein spektakuläres Filmset. Und zwar eines, das ausgedacht ist von einem der innovativsten und einflussreichsten Production Designer unserer Zeit, der mit seinen Sets unter anderem zwei Oscars gewonnen hat: Ken Adam. 

Adam (eigentlich Klaus Hugo Adam) verbrachte seine Kindheit in Berlin, stellte Büsten von Goethe und Schiller her und wanderte 1934 gemeinsam mit seiner Familie nach Großbritannien aus. Stark durch den deutschen expressionistischen Film geprägt entwickelte er seine Design-Philosophie des „bigger than life“ und wird anlässlich seines 100sten Geburtstags in diesen Tagen an vielen Orten der Welt gefeiert.

Vor einigen Jahren habe ich in einer Londoner Ausstellung Originale seiner Zeichnungen entdeckt und bin seitdem begeistert. Und bei der Instagram-Führung der Deutschen Kinemathek habe ich nun endlich einen der ersten Originalentwürfe für den WAR ROOM gesehen, Steven Spielbergs Überzeugung nach das „das beste Szenenbild, das jemals für einen Film entworfen worden ist.“

Der WAR ROOM stammt aus Stanley Kubricks Militärsatire „Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben“ (1964) und ist im Film im Keller des Pentagon gelegen. Dieser Raum wirkt so realistisch, dass Ronald Reagan in seinen ersten Tagen als Präsident gefragt haben soll, wo genau er sich denn befinde. 

Ob diese Anekdote wahr ist oder nicht: sie macht deutlich, wie bedeutsam das Set für eine Szene ist. Und das gilt meines Erachtens für einen Film ebenso wie für einen Roman und für alle anderen literarischen Formen, in denen in Szenen erzählt wird. 

Ein gezielt konstruiertes Set-Design ist die Basis für einzigartige Szenen mit Rundum-Sogwirkung in Bezug auf Atmosphäre, auf das Agieren der Figuren, die Wirkung von Dialogen und nicht zuletzt auf die (intuitive) Lesart einer Szene als solche. Um ein solches Set zu kreieren, braucht es eine Menge Perseverance (Ausdauer). 

P.S.: Darüber denke ich nach, wenn ich – derzeit täglich –  auf der offiziellen NASA Mars website die aktuellen 360Grad Panoramabilder des Rover verfolge. 

Und es kommt mir so vor, als wäre es Adam, der uns aus dem Jenseits sein ultimatives Meisterwerk in immer neuen Entwürfen schickt. Beim Film Moonraker hat er also nur geübt. 

zurück