DER KALEKO-KICK
Natürlich, Corona berührt mich. Menschlich, politisch, gesellschaftlich und nicht zuletzt auch wegen all der sprachlichen, kreativen und narrativen Blüten, die dieser Virus treibt. Aber in meinem Blog wollte ich eigentlich nicht darüber schreiben. EIGENTLICH…
Das ist jetzt anders. Und Auslöser dafür war ein Gedicht von Mascha Kaleko, das mir meine Cousine Gudrun gestern als Zeitungsausschnitt-Foto via WhatsApp geschickt hat. Das Gedicht, entstanden in der existentiell bedrohlichen Lebenssituation der Lyrikerin in den 30er Jahren ist ein weiterer Beweis für die faszinierende Zeitlosigkeit wirklich guter Lyrik.
’Rezept’ heißt das Gedicht und natürlich sind wir alle in diesen Tagen gefordert, uns ein ganz individuelles Rezept für diese Krisenzeit zusammenzustellen. Möglicherweise jeden Tag aufs Neue. Die folgenden sechs Zutaten – einzelne Zeilen aus diesem Gedicht – sind mir hier und heute am wertvollsten und ich möchte Sie mit Ihnen teilen:
Jage die Ängste fort. Und die Angst vor den Ängsten.
Lebe auf Zeit und sieh, wie wenig du brauchst.
Richte dich ein. Und halte den Koffer bereit.
Die Wunde in dir halte wach unter dem Dach im Einstweilen.
Zerreiß deine Pläne.
Sei klug und halte dich an Wunder.
Wenn Sie das vollständige ’Rezept’ (und noch andere Gedichte) von Kaleko lesen wollen, finden Sie es beispielsweise hier: Und wenn Sie mögen: schreiben Sie mir, welche Zutaten daraus Ihnen momentan die wichtigsten sind.
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