11. Oktober 2020

GLÜCK

Vor wenigen Jahren habe ich eine Workshop-Reihe zu Literaturnobelpreisträgerinnen geleitet.

Damals gab es in der gesamten Nobelpreis-Geschichte lediglich 15 Frauen (etwa 10%). In diesem Jahr ist eine weitere dazu gekommen: die 77jährige US-Amerikanerin Louise GLÜCK hat für ihre „unverwechselbare poetische Stimme“ den Nobelpreis erhalten. 

Wie wunderbar, dass damit – selten genug – die Gattung Lyrik geehrt wird. 

Von Louise Glück, die 1993 bereits den Pulitzer-Preis erhalten hat, wurden bisher lediglich zwei Gedichtbände ins Deutsche übersetzt und diese sind seit längerem nur noch antiquarisch erhältlich. Übrigens wieder das Phänomen der (Nicht-)Zugänglichkeit von Büchern und die Auswirkung auf den Wert, den man diesen beimisst – siehe mein letzter Blogpost. 

Übersetzerin ist Ulrike Draesner, mit der ich vor etlichen Jahren Schreibseminare in der Schweiz geleitet habe. Ich erinnere mich an unsere Gespräche über die Herausforderungen des Übersetzens. 

In einem Interview mit der Deutschen Welle hat Draesner am Tag der Bekanntgabe des Nobelpreises ihre Freude darüber zum Ausdruck gebracht, dass das Komitee die Klarheit und die intelligente Einfachheit der Sprache Glücks gewürdigt habe. „Schön, dass das Wort intelligent vorkommt“ sagt Draesner. „Einfach erscheint ihre Sprache eben nur an der Oberfläche. Tatsächlich entfaltet sie aber ein ganzes Gedankengewebe.“

Darauf freue ich mich wirklich: dieses absolut einmalige Gedankengewebe von Louise Glück kennenzulernen. Ich vermute, es wird mich glücklich machen. (Und Sie?) Nomen est schließlich omen. 

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