31. Dezember 2022

HAPPY END

Vor einigen Tagen habe ich unbewusst zu einem Toilettenpapier gegriffen, das ich noch nie zuvor gekauft hatte. Happy End heißt es, was ich werbemäßig ziemlich raffiniert und witzig finde.

Und weil dieses Jahr zu Ende geht, habe ich mehrmals täglich ausgegebenem Anlass über das Phänomen des Happy End nachgedacht – in Filmen, in Romanen und Märchen. Immer geht es um eine Geschichte, die zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr weitererzählt wird. Einem Zeitpunkt, der für die Protagonist*innen als glücklich angesehen wird, unabhängig davon, wie es danach weiter geht. „Und darum wird beim Happy End im Film jewöhnlich abjeblendt.“ hat es Kurt Tucholsky in seinem Gedicht Danach formuliert.

Wir alle befinden uns im Film unseres eigenen Lebens, in unserer Autobiografie. Wir sind Protagonist*in und Erzähler*in gleichzeitig und selbst nach unserem Tod wird nicht vollständig abjeblendt, denn als Figur leben wir in den Geschichten vieler anderer Menschen weiter. 

Heute ist der letzte Tag dieses Jahres. Für mich war es leider kein glückliches Jahr. Aber ich bin optimistisch und halte mich an die vielzitierte Überzeugung, die Oscar Wilde zugeschrieben wird, tatsächlich aber vom brasilianischen Schriftsteller Fernando Sabino stammt: „Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut wird, dann ist es noch nicht das Ende.“

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und uns allen ein Happy End, wann immer dieses sein mag!

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