KALI
Zum heutigen Internationalen Frauentag zwei Empfehlungen: erstens Poor Things, den Film von Giorgos Lanthimos, der weibliche Schamlosigkeit auf großartige Weise umgesetzt hat und zweitens Identitti, der Roman von Mithu Sanyal, der mir von einem Workshopteilnehmer empfohlen wurde (Danke, Rudolf!).
Poor Things basiert auf dem Roman des schottischen Künstlers und Schriftstellers Alasdair Gray, der in all seinen Werken Realismus mit Fantasy und Science-Fiction kombiniert. In Poor Things sieht er die Rolle(n) der Frauen entsprechend mit realistischem Blick und hat gleichzeitig genug Fantasy (ich weiß, das ist nicht gleichbedeutend mit Fantasie, aber ich kann hier nicht widerstehen), um am Beispiel seiner Protagonistin Bella Baxter zu zeigen, dass Emanzipation möglich ist. Schamlosigkeit, Klarheit und Konsequenz sei Dank.
Das bringt mich zu Kali, die nicht nur ein ehemaliges Bergbauunternehmen der DDR und eine Pflanzengattung ist, nicht nur philippinische Kampfkunst, eine Ortschaft in Kroatien und ein Computerprogramm, sondern vor allem eine hinduistische Göttin, die mir genau in diesem Moment vom Identitti-Cover ihre Zunge durch symbolische Gitterstäbe entgegenstreckt. Für mich ist Kali eine der faszinierendsten Göttinnen. Nicht wegen ihrer vielen Arme, ihrer Halskette aus Schädeln, ihrem Dritten Auge auf der Stirn oder eben jener herausgestreckten Zunge (aber auch). Sondern aufgrund ihrer Wildheit und der Kombination all ihrer Eigenschaften. Kali ist Göttin des Todes und der Zerstörung und gleichzeitig des Loslassens, der Transformation und Erneuerung. Sie ist die Mutter, die Leben gibt und sie ist es auch, die es wieder nimmt. Ihre zerstörerische Wut richtet sich niemals gegen Menschen, sondern gegen Dämonen und jegliche Ungerechtigkeit. #angrywomen
Kali ist heute meine Schutzgöttin und ich feiere mit ihr die Komplexität weiblicher Identität. Wir sind nicht schwach oder stark. Wir sind. Punkt.
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