MUSS DIE KLEINE HEXE MODERNISIERT WERDEN?
In dieser Woche ist Otfried Preußler gestorben. Und es ist erst knapp ein Monat her, seit die Ankündigung seines Verlags, die Kleine Hexe zu „modernisieren“ eine große, zum Teil unerfreuliche Mediendiskussion ausgelöst hat (siehe auch mein Blogeintrag vom 13. Januar).
Es macht mich ein wenig traurig, dass ausgerechnet diese Art der Kontroverse die letzte Publicity war, die Preußler noch kurz vor seinem Tod hat erleben müssen. Ob ihn diese ganze Diskussion gewundert hat? Oder vielleicht im Gegenteil amüsiert? Kalt gelassen? Hat sie ihn verletzt? Und hätte er womöglich seine Zustimmung zu den Änderungen gerne wieder zurückgenommen, nachdem er sich ja jahrelang DAGEGEN ausgesprochen hatte.
Im Wissen, dass er bald sterben würde, wären einige Kommentare vielleicht anders ausgefallen. Vielleicht auch nicht. Dennoch frage ich mich, welcher Autor/welche Autorin womöglich genau HEUTE etwas Negatives, womöglich Verletzendes hören, lesen, sehen muss.
Vielleicht etwas, das in der 10-Jahres-Jubiläumssendung von Denis Schecks „druckfrisch“ heute Nacht in der ARD gesagt und gezeigt wird: ein Kommentar zu einem der Bücher, die dieser kluge, scharfsinnige und kritikfreudige Mann im wortwörtlichen Sinn die Rampe hinunterwirft – direkt in den Abfalleimer. Vor unser aller Augen. Schlechte Literatur gehört in den Müll.
Aber vielleicht ist die Ausrichtung des Jubiläumskonzepts anders: Scheck ist dafür um den ganzen Globus gereist und vermutlich hat er sowieso ausschließlich Autor*innen besucht, die er sehr schätzt. Und Buchkritik gibt’s heute vielleicht keine.
Allerdings: er trifft Margaret Atwood in Toronto und Atwood hat den Roman „Die Räuberbraut“ geschrieben und das kommt der „Kleinen Hexe“ doch schon ziemlich nahe.
Ich werde heute um diese Zeit hoffentlich schon schlafen, aber sagen Sie mir, falls Sie die Sendung gesehen haben und es sich lohnt, in der Mediathek „nachzusehen“?
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