22. April 2012

NO AWARD

Vor wenigen Tagen wurde bekannt gegeben, dass der diesjährige Pulitzer-Preis für Fiction nicht verliehen wird. Die Pulitzer-Preise sind die höchsten Medienpreise in den USA. Sie werden in 21 Kategorien ausgeschrieben und sind mit jeweils 10.000 Dollar dotiert.

Was steckt dahinter? Die Jury – bestehend aus Michael Cunningham, dem letztjährigen Gewinner, der Herausgeberin Susan Larson sowie der Literaturkritikerin Maureen Corrigan – gab zunächst keinerlei Gründe an.

In der Endrunde waren drei Kandidat*innen, die wie immer von einem jährlich wechselnden Leser*innen-Komitee ausgewählt wurden. In diesem Jahr waren dies der so genannte Kurzroman „Train Dreams“ des in München geborenen Schriftstellers Denis Johnson (noch nicht ins Deutsche übersetzt), „Swamplandia!“ (ja, das Ausrufezeichen gehört zum Titel!) von Karen Russell (erzählt aus der Sicht einer 13Jährigen: interessant) sowie „The Pale King“ von David Foster Wallace. Dieser sprachlich fulminante Roman wurde erst nach dem Freitod des Autors 2008 auf der Grundlage vieler Fragmente, die Wallace noch geordnet bereit gestellt hatte, abgeschlossen und vermutlich wird zumindest sein deutscher Übersetzer, Ulrich Blumenbach, einen Preis erhalten. Er arbeitet gerade an den 50 Kapiteln des Romans, die nur in einem losen Zusammenhang stehen.

Aber zurück zum Preis:

Hat also keiner der drei Romane den Kriterien der Jury genügt? Auf der Pulitzer-Website sind keine Kriterien zu finden (anders als beispielsweise beim Literaturnobelpreis), es gibt lediglich die Beschreibung der Kategorie Roman: „For distinguished fiction by an American author, preferably dealing with American life“. Und dann der simple Kommentar: „No award“, was sich anhört wie „no comment“.

Auf deutschen Websites finde ich keine Information zu den Gründen. Erst auf der Literaturseite der Los Angeles Times werde ich fündig: \“The three books were fully considered, but in the end, none mustered the mandatory majority for granting a prize, so no prize was awarded.\“ Keiner der Romane hat also eine Mehrheit für die Preisvergabe erhalten. Gut und schön. Aber WARUM?

Keine weiteren Details. Stattdessen die Info, dass diese Nicht-Vergabe doch gar nicht so ungewöhnlich sei, schließlich sei das bereits das 11. Mal in der Geschichte des Preises gewesen. Nur zu gern hätte ich die Diskussionen der Jury miterlebt, die dieser Entscheidung vorausgingen. Beispielsweise um zu erfahren, in wieweit politische Aspekte eine Rolle gespielt haben. So wie 1941, als der Präsident der Columbia University verhindert hatte, dass Hemingways „Wem die Stunde schlägt“ den Preis erhält.

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