07. November 2015

PASST SICH AUTOMATISCH DEM EIGENEN LESETEMPO AN

IMG_8866Vorgestern gegen 14:00 im Bus M27:

„Welches Buch gibt es in keiner Bücherei?“ fragt ein circa 9jährige Mädchen ihre Mutter. Beide sitzen mir schräg gegenüber. Das Mädchen hat schon mehrere Fragen von einem großen Blatt abgelesen, das es aus einer vollbepackten Scout-Schultasche gezogen hatte. „Welcher Stuhl geht immer hoch und runter?“ (Fahrstuhl). „Welcher Mann kann nicht sprechen?“ (Schneemann). Bei jeder Frage schwang ein bisschen die Hoffnung mit, dass ihre Mutter die Antwort vielleicht nicht weiß (jedenfalls habe ich mir das eingebildet). Aber die Mutter wusste alle Antworten. Bis zu dieser Frage, welches Buch es in keiner Bücherei gibt.

Im Stillen hatte ich immer mitgeraten. Aber hier fiel mir ebenfalls keine Antwort ein.

Buch. Buch. Dieses besondere Objekt. Ich musste an eine Postkarte der Kampagne „Vorsicht Buch“ denken. Eine humorvolle und selbstironische Werbung für das Buch.

’564 Jahre erprobte Technologie’ steht auf der Karte. ’Angenehmes Material’, ’batterieunabhängig’, ’viele Geschmacksrichtungen: z.B.: Dramatik, Liebe, Mord’, ’perfekter Sichtschutz in jeder Situation’, ’riesige Modellauswahl im Buchhandel’ und ’passt sich automatisch dem eigenen Lesetempo an’.

Ziemlich beeindruckend eigentlich. Und in irgendeinem dieser Bücher in irgendeiner Buchhandlung oder Bücherei steht die Antwort auf die Frage des Mädchens, denke ich. Denn die Rätselfragen sind ja vermutlich von der Lehrerin aus einem Buch herauskopiert.

Und als ich gerade überlege, ob dies ein typischer oldschool-Gedanke ist und die Quelle vermutlich kein Buch, sondern eine Rätselsammlung im Internet ist, stehen Mutter und Tochter auf, um auszusteigen.

Wie schade, jetzt habe ich die Antwort nicht mitbekommen. Aber Moment!

„Mama! Sag’ doch!“

„Was?“

„Welches Buch gibt es in keiner Bücherei?“

„Keine Ahnung.“

Die Bustür öffnet sich und ich kann gar nicht anders als mit den beiden auszusteigen (nein, es war kein großes Opfer, denn ich hätte den Bus sowieso an der nächsten Haltestelle verlassen), schließlich wird die Tochter doch sicherlich gleich die Antwort sagen.

Ich laufe also möglichst nah mit den beiden mit, erfahre, dass die Mutter gleich noch was einkaufen muss und dass Benni heute später kommen wird und noch etwas, das ich vergessen habe, bis endlich das erlösende Wort kommt, auf das ich gewartet habe:

„Sparbuch,“ sagt das Mädchen.

Ich bin eine seltsame Mischung aus enttäuscht (ich hatte wohl irgendetwas Spektakuläres erwartet) und ein wenig verärgert (na, da hätte ich doch wohl draufkommen können!).

Sparbuch. Sparbuch. Dieses besondere Objekt. Warum heißt das Sparbuch eigentlich Sparbuch?

O.k., das ist jetzt meine Rätselfrage an Sie. Und wer mir die originellste Antwort mailt, bekommt von mir ein Buch geschenkt. Und zwar eines, das sich automatisch dem eigenen Lesetempo anpasst. Versprochen!

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