4. September 2011

READ & FEEL

Am 24. August ist Apple-Gründer Steve Jobbs aus gesundheitlichen Gründen endgültig als Firmenchef zurückgetreten. Einer der jetzt „wichtigsten vier Männer“ bei Apple ist Jonathan Ive, seit Jahren zuständig für den Bereich „look & feel“, wesentlicher Hauptfaktor für den Erfolg von Apple. Mich lässt seither dieser Begriff nicht mehr los und ich spiele in Gedanken immer wieder durch, ob und wie sich diese sichtbaren Design-Aspekte auf die unsichtbaren Design-Aspekte von Romanen übertragen lassen.

Das „look and feel“ entspräche dann einem „read & feel“. Die Anwender*innen wären die Leser*innen. Der äußeren Farbwahl würden beispielsweise die sprachlichen Klangfarben entsprechen. Im Übrigen auch hier eine Entsprechung: der Erfolgsfaktor vieler Romane besteht ja darin, dass sie die Erwartungshaltung der Leser*innen vollends befriedigen, weil sie eindeutig einem bestimmten Autor zugeordnet werden können.

Die verschiedenen Schriftarten lassen sich mit bestimmten Stilen vergleichen. Das Layout von grafischen Elementen könnte seine Entsprechung haben in der Art und Weise, wie Inhalt und zugeordnete Sprachbilder miteinander kombiniert werden…

Grundsätzlich gilt: Je komplexer eine Software ist, umso wichtiger ist die intuitive Bedienbarkeit. Entsprechend verhält es sich bei einem sehr komplexen Roman: um ihn angemessen verstehen und genießen zu können, ist die intuitive Rezipierbarkeit – also das intuitive Verständnis für die dem Roman eigenen „Gesetze“ – entscheidend. Dauert es zulange, bis diese erkannt werden, dann wird der Roman beiseite gelegt. Er wird als sperrig empfunden, man bekommt keinen Zugang, er fasziniert nicht. Ganz unabhängig davon, wie interessant der Inhalt ist.

Ist das „look/read & feel“ hingegen gut durchdacht, dann finden sich die Anwender*innen/Leser*innen intuitiv zurecht und können das Programm effizient nutzen, sprich: den Roman auf allen Ebenen auskosten. Übergeordnetes Ziel ist immer: die Anwender*innen sollen sich wohlfühlen. Und dasselbe trifft ja wohl auch auf die Leser*innen eines Romans zu.

Erzählen Sie mir, wie das „look & feel“ bei dem Roman ist, den Sie gerade lesen? Und überzeugt es Sie so, dass Sie vom selben Hersteller/Autor nochmals ein Produkt/Buch kaufen würden?

 

zurück