WARUM ES GUT IST, SICH NICHT ALLZU SEHR BEEINDRUCKEN ZU LASSEN
Gestern wurde Christa Wolf für ihren Roman ‚Stadt der Engel oder The Overcoat of Dr. Freud‘ mit dem Uwe-Johnson-Preis ausgezeichnet. Ihr Buch hat bei Erscheinen viel negative Kritik geerntet. Wolf sei zu weit übers Ziel hinaus geschossen mit ihrer Art der literarischen Collage, die nun vollends um sich selbst kreise. Dies hätte kaum eine künstlerische Qualität, wäre schwer lesbar und mache keinen Sinn.
Nun erhält sie einen weiteren Preis dafür. Begründung: Wolf entwerfe „ein faszinierendes Netzwerk, in dem die Ich-Erzählerin alltägliche Begebenheiten, Assoziationen, Erlebnisse, Gefühle und Erinnerungen verwebt.“
Ist das nicht ein wunderbares Beispiel dafür, wie unterschiedlich man denselben Aspekt wahrnehmen, interpretieren und beschreiben kann? Lassen Sie sich also bezüglich Kritik zu Ihren Texten nicht allzu sehr beeindrucken: zu jeder möglichen positiven gibt es auch das Gegenstück einer möglichen negativen, und umgekehrt. Wichtig ist aus meiner Sicht vielmehr, die eigenen Texte anhand eigener Qualitätskriterien – unbestechlich! – zu überprüfen.
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