19. Mai 2017

WAS AUCH IMMER GESCHIEHT

Ich komme gerade vom Eröffnungstag eines Open Space im Rahmen einer Mediationsausbildung, für die ich Seminare leite. Falls Sie mit dem Format des Open Space vertraut sind – eine ebenso strukturierte wie selbstverantwortliche Methode der Großgruppenmoderation, mit dem Ziel, Themen zu bearbeiten und konkret ins Handeln zu kommen – kennen Sie die vier Prinzipien beziehungsweise Überzeugungen, die diesem Format zugrunde liegen.

Eines davon lautet: „Was auch immer geschieht, es ist das Einzige, was geschehen konnte.“

Das fasziniert mich immer wieder. Allein schon deshalb, weil ich mich frage, ob es tatsächlich so ist oder nicht. Und je länger ich darüber nachdenke, umso mehr bin ich davon überzeugt: ja, so ist es. Klar!

Nichts anderes könnte an diesem Tag zu dieser Zeit mit diesen Menschen zu diesem Thema passieren als das, was passiert. Und das hat nichts mit Fatalismus zu tun, sondern im Gegenteil mit Selbstverantwortlichkeit.

Auf dem Rückweg in der U-Bahn dachte ich, dass sich dieses Prinzip auch sehr gut auf fiktionale Geschichten im Allgemeinen und Romane im Besonderen übertragen lässt. So könnte man sagen, dass ein Roman dann ein guter Roman ist, wenn seine Leser*innen davon überzeugt sind, dass nichts anderes in dieser erzählten Zeit mit diesen Figuren in dieser Story passieren konnte als das, was im Roman erzählt wird.

Absolute Glaubwürdigkeit: ein wichtiges Kriterium für einen guten Roman.

Was denken Sie?

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