WE CAN BRING YOU (B)YERS
Ich finde es immer wieder erstaunlich, welchen Einfluss äußere Umstände auf die konkrete Rezeption eines Textes haben. Dies kann sich im Großen zeigen: wenn ich beispielsweise unter bestimmten Lebensumständen und nach spezifischen Lebenserfahrungen ein und dasselbe Buch vollkommen anders lese als Jahre zuvor.
Aber es kann sich auch im Kleinen, ganz Kleinen zeigen, wie beispielsweise heute, als ich in einem dm-Markt in Moabit all die Osterartikel sehe (nachdem ich bereits auf dem Weg dorthin all die Osterdekorationen in den Schaufenstern gesehen… und in den letzten Wochen all die Osterhasen an den Kassen… und außerdem die vielen „Frohe Ostern!“-Grüße und Verabschiedungen… undundund).
An der Kasse ist eine lange Schlange, also nutze ich die Zeit, hole mein Handy hervor und sehe nach, welche Mails (mit möglichen Ostergrüßen?) eingetroffen sind.
Mein Blick fällt als erstes auf den (natürlich erfundenen und mir ebenso natürlich vollkommen unbekannten) Lois, der sich offensichtlich und rührenderweise mit meiner Literaturschneiderei beschäftigt hat, um mir ganz persönlich ein besonderes Angebot zu machen, das er in der Betreffzeile gleich auf den Punkt bringt: we can bring you buyers.
Diese Zeile lese ich natürlich still. Aber was höre ich mich phonetisch parallel dazu sagen? Genau: we can bring you eiers.
Und ich denke: ja, genau so läuft es: das, was wir gerade im Kopf und vor Augen haben, das bringt unser Gehirn ganz automatisch in Verbindung mit dem, was wir lesen.
Faszinierend.
Und natürlich: Frohe Ostern!
zurück