9. Oktober 2010

WEGGEFLOGEN. FREI.

Es prallte gerade ein kleiner Vogel gegen die Fensterscheibe meines Arbeitszimmers, als ich las, dass der diesjährige Literaturnobelpreis an Mario Vargas Llosa geht. Ein Schriftsteller, der auch politisch sehr stark engagiert ist und dessen Werk zentral mit dem Thema Freiheit verbunden ist. Die Verbindung von Literaturpreisen und politischem Engagement wurde gerade vom Autor Jonathan Franzen stark kritisiert. Nach neun Jahren, angefüllt mit vielen Schreibblockaden und Depressionen, hat er seinen neuen Roman veröffentlicht. Titel: Freiheit. Auf die Frage, was ihm geholfen habe gegen seine Schreibwiderstände, antwortet er immer wieder „Die Vögel“. Franzen liebt es, intensiv Vögel zu beobachten, auch wenn es ihm peinlich sei, denn es höre sich so an, als hätte ein Schriftsteller sich überlegt, welches Hobby die perfekte Metapher für die Schriftstellerarbeit abgeben würde: „genau hinsehen, Geduld haben und schließlich das Schöne und Wahre im Kleinen entdecken.“

In dieser Metapher liegt auch Freiheit verborgen, finden Sie nicht?

Ich war übrigens sehr erleichtert, als ich zum Fenster lief und der Vogel, der an die Scheibe geprallt war, nirgendwo zu sehen war. Weggeflogen. Frei. (Und somit allerdings auch nicht zu beobachten…)

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