YOU ONLY LOOK ONCE
In dieser Woche wurde im Literaturhaus Berlin mal wieder über die Zukunft des Buchs diskutiert. Zu Beginn waren sich zwar Alle einig, NICHT„das Loblied des Buches“ zu singen, aber es lief dennoch auf das uns allen bekannte Lied hinaus: auf den Punkt gebracht: die haptische und auratische Präsenz des Mediums.
Entsprechend wichtig sei es, sich auf dieses – ich nenne es mal – Alleinstellungsmerkmal zu konzentrieren und dieses zu verbessern, jenseits von Dünndruck, Leinen und Lesebändchen.
Die Gegensätze scheinen immer extremer zu werden. In Bezug auf Romane als e-book einerseits oder als klassische Printausgabe andererseits heißt das: Anarchische Publikationsflut versus althergebrachtes Verlagswesen. Inhalt versus Form. Schnelle Unterhaltung versus langsame Eroberung.
„Wir müssen für die junge Generation Argumente sammeln fürs gute Buch,“ sagt Thomas Lehr am Ende der Veranstaltung. Nichts Neues, passt aber irgendwie zum Jugendwort des Jahres, das der Langenscheidt Verlag ebenfalls in dieser Woche bekannt gegeben hat: Yolo, Abkürzung für you only live once.
Als ich das lese, denke ich: bezogen auf die oben genannte „junge Generation“ könnte Yolo aber genauso gut die Abkürzung sein für you only LOOK once.
Man guckt eben nur EINMAL auf einen e-book Roman in der „digitalen Bibliothek“. Anders als bei der Printausgabe im realen Bibliothek. Denn hier hat der Roman permanente körperliche Präsenz. Vollkommen unabhängig davon, ob wir ihn bereits gelesen haben oder jemals lesen werden, sehen wir ihn dort hunderte, wenn nicht sogar tausende Male.
Einen e-book Roman hingegen „sehen“ wir wirklich nur DANN, wenn wir ihn gerade lesen.
Für mich hat beides eine besondere Qualität, die ich auch gar nicht gegeneinander ausspielen will. Fest steht aber auch: beides hat Auswirkung auf unsere Wahrnehmung von Literatur als Bestandteil des Alltagslebens.
Wie denken Sie darüber? Und wie sieht bei Ihnen das Verhältnis zwischen realer und digitaler Bibliothek aus?
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