BLUTDRUCKSENKENDE MITTEL
In dieser Woche war wieder ROOM SERVICE. Sie wissen vielleicht: meine Intensivgruppe Prosa, die einmal im Monat stattfindet. Als wir mit den Textbesprechungen fertig sind, hat eine der Teilnehmer*innen von ihrer 24-Stunden Blutdruckmessung erzählt und davon, dass die betreuende Ärztin bei der Auswertung gefragt habe, was zwischen 22:00 und 02:30 Uhr gewesen sei, da sei der Blutdruck nämlich sehr hoch gewesen. Gelesen habe sie, aber es sei gar kein speziell spannendes Buch gewesen, kein Krimi oder sowas.
Jetzt haben wir also den Beweis: Lesen kann blutdrucksteigernd wirken. Selbst dann, wenn es sich gar nicht um spezifisch spannende Lektüre handelt. Eine gute Nachricht für alle, die unter niedrigem Blutdruck leiden. Was aber ist, wenn man unter Bluthochdruck leidet?
Die Antwort ist einfach: Bücher lesen, die den Blutdruck senken. Und welche das sind, steht in der „Romantherapie“, einem Buch von Ella Berthoud und Susan Elderkin, das vor fünf Jahren im Insel Verlag erschienen ist. Hier werden Sie nicht nur unter Symptomen wie Heuschnupfen, Erkältung oder Flugangst fündig, sondern auch bei Leiden wie Langeweile, Liebeskummer oder übermäßigem Harmoniebedürfnis.
Als blutdrucksenkende Bücher empfehlen die Autorinnen zehn Romane, darunter Prousts Auf der Suche nach der verlorenen Zeit, Thoreaus Walden oder Virginia Woolfs Wellen. Und auf den Titel bezogen passt natürlich besonders gut Carson McCullers Roman Das Herz ist ein einsamer Jäger.
Es ist lange her, dass ich das Buch gelesen habe. Ich erinnere mich vor allem an das Diogenes-Cover – ein Ausschnitt aus einem Edward Hopper Gemälde – und daran, dass der Protagonist taubstumm ist und viele Menschen zu ihm kommen, weil er so gut „zuhören“ kann.
Nun bin ich fest entschlossen, das Buch erneut zu lesen. Erstens, weil es mich damals beeindruckt hat und zweitens, weil ich es mit einem Selbstversuch verbinden und jeweils vor, während und nach der Lektüre meinen Blutdruck messen werde. Denn Sie ahnen es vermutlich: ja, ich gehöre ebenfalls zur Spezies der HochblutdrucklerInnen. Und falls Sie dasselbe Schicksal teilen, schließen Sie sich doch einfach meinem Experiment an, wenn Sie Lust haben. Und egal, wie das Experiment ausgeht: das Buch lohnt sich in jedem Fall.
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