12. Juni 2015

„DAS MACHT MICH VÖLLIG VÖLLIG BESESSEN.“

herta müllerDas hat Herta Müller am Mittwoch Abend in der Urania Berlin über ihre Wort-Collagen gesagt, die im Zentrum der Veranstaltung standen und die für sie „eine Notwendigkeit“ seien. Gesagt hat sie es in dieser ihr eigenen Mischung aus emotionaler Leidenschaft und kristallklarer Sprache.

Aber was genau macht sie besessen? Die „Sinnlichkeit dieser Arbeit mit den Wörtern“. Die immer wiederkehrende Erfahrung, ein bestimmtes Wort zu suchen und dann ein anderes zu finden, das passt. Ihr Empfinden, dass die Wörter „ihren Einfluss ausüben… die sind schlau… die machen mich fertig!“

Wörter, die sie aus Zeitschriften ausschneidet und die sie ganz zu Anfang auf einem Hackbrett ausgebreitet hat, dann wurde aus dem Hackbrett ein Tisch, dann aus dem Tisch ein spezieller Wörtertisch und schließlich ein Schränkchen.

Wörter, die sich zu postkartenkleinen Collagen fügen und die an diesem Abend groß auf Leinwand projiziert wurden. So stand Herta Müller, wie immer fast gänzlich in Schwarz gekleidet, beim Lesen vor ihrer eigenen Literatur. Auf Schuhen mit hohen Absätzen, so dass sie direkt Sorge hatte, von der engen Bühne zu stürzen. Klein und fragil hat sie gewirkt und ihren Hals musste sie recken. Denn ihre Literatur war größer als sie.

Ja und nein.

P.S.: Herta Müllers spezifische Herangehensweise wird übrigens Patin stehen für mein „Wort-Collagen“-Seminar im Rahmen des GasthörerCard-Programms im Wintersemester am Weiterbildungszentrum der Freien Universität Berlin.

Ob es im Anschluss an das Seminar wohl weitere Menschen geben wird, die von dieser Arbeit „völlig völlig besessen“ sein werden? Das wünsche ich mir – und vor allem natürlich diesen Menschen selbst.

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