DIE FAMAINDUSTRIE
DIE FAMAINDUSTRIE
Gestern habe ich im Radio gehört, dass Gesundheitsminister Lauterbach weiterhin alles unterehmen wird, um die Famaindustrie nach Deutschland zu locken. Ich begrüße das ausdrücklich, denn die Famaindustrie produziert spekulative Gerüchte, die in Literatur gegossen sind: Märchen. Und Märchen wiederum kommen in der Bibliotherapie zum Einsatz und fördern Heilung und Gesundung.
„Diese Geschichte ist eigentlich gelogen, aber wahr ist sie doch. Denn wahr muss sie sein, sonst könnte man sie ja nicht erzählen.“ lautet die klassische FamaLogik, hier zitiert aus dem Grimm’schen Märchen Hase und Igel, das jedes Jahr auf den Ostertischen der Buchhandlungen liegt.
Mein Oster-Fama-Ei, das ich heute für Sie habe, bezieht sich auf Grimm’s Karton, den Sie auf dem Foto sehen und der einen Ausschnitt aus einer Fotografie von Jeff Wall zeigt. Ich war vor kurzem in der Fondation Beyeler in Basel und bin stundenlang in die mehr als 50 riesigen Fotografien dieser fantastischen Werkschau getaucht. Ich bewundere Walls akkurate und detailfokussierte „Inszenierungen“, für die er berühmt ist und nicht zuletzt auch sein Spiel mit Kunstwerken und literarischen Vorlagen. In diesem Karton befinden sich Ales aus der Grimm’s Brewery in Brooklyn. Auf der Website der Brauerei finden Sie eine Beerlibrary (!). Die Bieretiketten dort sehen aus wie psychedelische Buchcover, die Namen der Biere wie Beauty is a rare thing, Wavetable, Cloudbusting oder Butterfly Door könnten Titel zeitgenössischer Märchen sein und die Geschmacksbeschreibungen der Biere lesen sich obendrein sehr märchenhaft. Prognosticator beispielsweise schmeckt nach (ich lasse es unübersetzt, damit man es sich auf der Zunge zergehen lassen kann) „notes of molasses, toasted bread, warm baking spices, dark caramel and raisin“.
Famose Ostern!
zurück