„MIR SAN SO UNTERSCHIEDLICH, MIR BEIDE.“
Ich bin zurück aus der Sommerpause… und somit zurück auf dieser Stoffbahn. Immer wieder sind mir in den letzten Wochen mögliche Einträge durch den Kopf gegangen und doch war es auch schön, einmal Pause zu haben.
Aber worüber den ersten Eintrag schreiben? Über interessante Bücher der letzten Wochen? Über den gestrigen Internationalen Tag der Alphabetisierung? Über die Vernissage der neuen Collagen von Herta Müller, die vor zwei Tagen im Literaturhaus stattgefunden hat und zu der ich nicht gehen konnte, weil ich gar nicht in Berlin war?
Stattdessen saß ich im Zug, las in Doris Lessings Goldenem Notizbuch und habe entzückt zwei circa 70jährigen Schweizerinnen zugehört, die sich sehr vertraut über ihre Freundschaft unterhalten haben. So anrührend, dass ich irgendwann ein paar Sätze mitgeschrieben habe:
„Mir san so unterschiedlich, mir beide. Wie Dag un d’Nacht. Es isch luschtig, nid woa. Du machsch Sache, die ich nie mache deht. Abba ebbe, es isch jede andersch. Es isch aber auch gut so.“
In Lessings Goldenem Notizbuch spielt die Freundschaft zwischen der Autorin Anna und der Schauspielerin Molly eine zentrale Rolle. Auch diese beiden reflektieren immer wieder ihre Freundschaft.
Und als ich auf Seite 37 lese, steht da dieser Satz:
„Also ich weiß nicht“, sagte Molly. „Wer hätte das gedacht? Du und ich, wir sind so verschieden wie Tag und Nacht.“
„Vielleicht nicht ganz so verschieden“, sagte Anna trocken; aber Molly lachte ungläubig.
Und da ist sie plötzlich wieder: diese magische Verbindung zwischen Realität und Fiktion – zwischen dem echten Leben, das gerade passiert und dem ebenso echten Leben, das im selben Moment aus einem Buch herausatmet.
Wunderbar!
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