10. Januar 2024

POLO SPIELEN

Das Jahr ist noch jung, ich zurück in Berlin und Marco Polo vor 700 Jahren gestorben. Sein Bestseller „Die Wunder der Welt“, in welchem er über die 17 Jahre berichtet, in denen er im Auftrag des Kaisers durch China reist, liest sich wie ein kleines Spiegelkabinett des Wunderns und angeblich waren Polos letzte Worte: „Ich habe nicht einmal die Hälfte dessen erzählt, was ich tatsächlich gesehen habe.“ 

Sinologe und Autor Tilmann Spengler spricht vom Faszinosum der Entdeckungslust und vom „Furor der Neugier“, von dem Marco Polo besessen war. Mit dem, was er uns über China erzählt hat, ist er – wie man heute sagen würde – in eine „narrative Vorleistung“ gegangen, denn viele Chinabilder, die wir in uns tragen, haben ihren Ursprung letztlich in diesen Erzählungen. Was umso erstaunlicher ist, denn immer wieder taucht die indiziengestützte These auf, dass Polo niemals in China war (so beschreibt er mit keinem Wort die Chinesische Mauer oder die Zeremonie des Teetrinkens) und dass er seine Kenntnisse nur aus zweiter Hand hatte, gemeinsam verfasst mit seinem Ghostwriter und Coautor Rusticae von Pisa, den er während einer Kerkerhaft kennengelernt hatte. Armchair writing sozusagen. 

Ob wahr oder nicht: Für 2024 wünsche ich mir und uns allen als Ausgleich zum notwendigen Realitätssinn genügend Zeit, um Polo zu spielen. Die Spielregeln sind einfach: man muss lediglich ein Polo-Shirt überziehen, auf welchem in großen Lettern steht DAS FASZINOSUM DER ENTDECKUNGSLUST und dann lebt man los. P.S.: Gerade habe ich gesehen, dass Mercedes-Benz einen Camper namens Marco Polo im Programm hat. Ein Wohlfühlcamper heißt es… ein Urlaubsbegleiter, mit dem man auch den Alltag meistern kann… ein Multitalent, wenn es darum geht, Praktisches und Angenehmes zu verbinden“. Hört sich gut an. Man kann übrigens Probefahrten buchen.

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