08. Februar 2014

VOM KLANG, DER EINE EIGENE REALITÄT ENTWIRFT

Wes Andersons Film „The Grand Budapest Hotel“ hat vor zwei Tagen die 64. Berlinale eröffnet und hat sich mit diesem Werk, das übrigens in Görlitz und im Studio Babelsberg entstanden ist, angeblich selbst übertroffen.

Ich liebe seine magischen Filme wie Die Royal Tenenbaums, Tiefseetaucher oder Der Magische Mr. Fox. Entsprechend gespannt bin ich auf das Budapest Hotel, das vordergründig eine abenteuerliche Schnitzeljagd ist, aber vor allem ein raffiniertes Zeitporträt, das zwischen den beiden Weltkriegen spielt.

Und es ist auch ein literarisch-inspirierter Film. Nicht nur, weil im Mittelpunkt Concierge Gustave (Ralph Fiennes) steht, ein penibler Poet, der aus der Zeit gefallen scheint und seinen den Gästen jeden Wunsch von den Lippen abliest. Sondern auch, weil Stefan Zweigs literarische Welten für Anderson eine zentrale Rolle gespielt haben. „Ich wollte einen Film machen, der die Atmosphäre seiner Bücher hat und ein ähnliches Setting“.

Anderson hat das Drehbuch selbst geschrieben und lässt seine DarstellerInnen an manchen Stellen Deutsch sprechen. Dann sagen sie Sätze wie „Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen.“ Jetzt denken Sie vermutlich dasselbe wie ich: nämlich dass heutzutage Niemand mehr diesen Ausdruck benutzt. Das hätten ihm auch einige seiner Mitarbeiter gesagt, „aber ich mag, wie es klingt.“

Und vermutlich liegt genau darin eines der Geheimnisse seiner Magie: dass wir das, was wir hören (oder sehen), nicht auf platten Realismus abklopfen, sondern vom Klang verzaubert sind, der eine ganz eigene Realität entwirft und in aller Größe entfalten darf.

Das lässt sich meines Erachtens auch auf seine höchst individuell gezeichneten Figuren beziehen. Nicht umsonst bewundert Anderson „Menschen, die sich ein Projekt vornehmen, das für sie eigentlich viel zu groß ist, und sich hineinstürzen, obwohl sie sich dem Risiko aussetzen, lächerlich zu wirken.“

Ich teile diese Bewunderung. Beispielsweise für Menschen, die sich ein literarisches Projekt vorgenommen haben, das zunächst zu groß für sie scheint. Und doch stürzen sie sich hinein.

Und es freut mich natürlich besonders, wenn sich herausstellt, dass das eine der besten Entscheidungen ihres Lebens war…

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